Zu den vier Grundfreiheiten der Europäischen Union gehört die Warenverkehrsfreiheit. Die Kernkompetenzen des Schienengüterverkehrs sind hohe Transportkapazitäten (> 1.000 t) und große Distanzen (> 350 km). In diesem Kompetenzbereich ist der SGV das energieeffizienteste und umweltschonendste, sicherste, verlässlichste und wirtschaftlichste Transportmittel – allerdings nur in der Theorie. In der Praxis wird der SGV jedoch von massiven Restriktionen gehemmt.
Die Grundproblematik besteht im Fehlen eines Level Playing Field im Güterverkehr, denn der SGV unterliegt unzähligen Restriktionen, die aus der Zeit gefallen sind und die Konkurrenzfähigkeit des Systems unterminieren.
So sind bei der Gründung eines Eisenbahnverkehrsunternehmens (EVU) in Europa mindestens ein bis zwei Jahre bis zur Betriebsaufnahme zu berücksichtigen sowie ein mittleres sechsstelliges Investitionsbudget zu kalkulieren. Straßenfrächter hingegen erhalten ihre Gewerbeberechtigung nach Vorlage ihrer Befähigung (152 Wifi-Lehreinheiten) und Nachweis vergleichsweise minimaler sonstiger Voraussetzungen innerhalb einer Kalenderwoche. Gleiches Business – gleiche Eingangsbedingungen?
Aus diesem Grunde braucht es ein Bündel an Maßnahmen zur Attraktivierung des SGV. Eine zentrale Forderung des NEEÖ ist die temporäre Trassenentgeltbefreiung, bis die Chancengleichheit zwischen der Bahn und anderen Verkehrsträgern hergestellt wird.